Impressionen der Gemeinde Maria Königin
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Nachruf: Pater Heinz Kuckertz 2013 verstorben
Letzte Ruhe in Südafrika

   Er arbeitete immer für zwei!“
Pater Heinz Kuckertz ist tot.

Am 15. Januar 2013 verstarb Pater Heinz Kuckertz nach einjährigem Krebsleiden in der Bischofsstadt Bethlehem, ca. 200 km südlich von Johannesburg. Nicht nur im Spiritaner-Kloster Knechtsteden bei Köln sorgte diese Nachricht aus Südafrika für Betroffenheit. Auch bei uns in Hl. Kreuz und Maria Königin waren diejenigen, die um seine vielschichtige und hoch engagierte Missionsarbeit wussten, tief bewegt. Andere Gemeinde-Mitglieder wollten wissen, was näherhin hinter dieser nachhaltigen Verbindung zu P. Kuckertz steckte.

Als 1974 die Kath. Frauengemeinschaft (kfd) von Hl. Kreuz unter dem Leitwort „Gemeinsam etwas schaffen“ eingefahrene Bahnen verlassen wollte, wählte sie unter ihrer Vorsitzenden Maria Herz als Betätigungsfeld die aktive Unterstützung der Missionsarbeit in Person des vom Bischof „angebotenen“ Pater Heinz Kuckertz, der zu dieser Zeit schon 11 Jahre im südlichen Afrika missionarisch tätig war. Durch regen Briefwechsel lernte man sich näher kennen. Auf diesem Wege erfuhren die Frauen relativ schnell, mit welchen auch materiellen Mitteln sie die Not-Wende-Arbeit „ihres“ P. Kuckertz unterstützen konnten.

Pro Jahr wurden bis zu 70 für den Transport gut geeignete Bananen-Kisten vorrangig mit brauchbarer Kleidung und Kinder-Spielzeug gefüllt und in mehreren Transfers nach Knechtsteden gebracht, um sie dort in speziellen Containern weiter zu verfrachten. Aufgrund von Aufgabenteilung fielen diese Arbeiten bald in den Zuständigkeitsbereich von Magdalena Günzel, die ab 1981 auch Vorsitzende der kfd war. Inzwischen hatte sich durch den Zugang des Schneider-Ehepaares Anni und Willy Kampschulte die Bandbreite der Waren in Form selbstgefertigter Messgewänder und anderer Paramente erweitert. Da Anfang der 80ger Jahre die Transportkosten enorm anstiegen, wurde die Hilfe auf die effektivere finanzielle Ebene umgestellt, wobei Spenden, Kollekten und Verkaufserlöse jetzt das Augenmerk erhielten.

In all` den Jahren hatte sich das „Denken an P. Kuckertz“ sowohl auf der Gebets- als auch auf der Gaben-Ebene verstärkt, so dass zunehmend Einzelheiten seines Lebens und seiner Arbeit bekannt wurden. Hier mögen folgende Daten von Belang sein: P. Heinz Kuckertz wurde 1939 in Würselen bei Aachen geboren und trat nach dem Abitur 1961 den Spiritanern in Knechtsteden bei, wo er 1966 die Priesterweihe empfing.

1967 schickten seine Oberen ihn nach Vrede in Südafrika, wo er sehr sozial-unterschiedliche Seelssorge-Bereiche mit 13 Außenstationen zu betreuen hatte. Seelsorge war hier existenzielle Begegnung mit dem Mitmenschen; Kulturchristentum unserer Art war dort unbekannt. Da ohne einheimische Sprache nichts ging – hier Zulu – vertiefte er sich 15 Monate lang in die Aneignung dieser Sprache.

1977 wurde er an das pastorale Institut namens „Lumko“ berufen; dabei handelt es sich um jene Einrichtung, das den heute weltweit verbreiteten Weg des „Bibel-Teilens“ entwickelt hat und z.B. auch bei der „Bibellese“ in Hl. Kreuz Anwendung findet. Als weitere Aufgabe hielt er von 1978 bis 1988 noch Vorlesungen am Priesterseminar in Pretoria über afrikanische Religionen.

Nachdem ihm 1981 die Noviziatsleitung der Spiritaner in Bethlehem übertragen worden war, wurde er 1986 zum Superior seines Ordens in Südafrika gewählt, wodurch er sich dann intensiver für von ihm notwendig gehaltene Bildungseinrichtungen einsetzen konnte: Gymnasium in Bethlehem u. Haus für Noviziat in Vrede.

Als er 1992 einen Hüftgelenkbruch erlitt, musste er sich für die nächsten fünf Jahre mittels Gehhilfen fortbewegen. Diese Behinderung forderte ihren Tribut an Bewegung: 1994 übernahm er wieder eine Dozenten-Tätigkeit an der Uni in Umtata zum Lehrbereich Sozialanthropologie.

Das Jahr 2000 brachte einen erneuten Wechsel: P. Kuckertz wurde der Aufbau und die Leitung des „Spiritaner-Generalates Südliches Zentralafrika“ mit den fünf Ländern Malawi, Mosambik, Sambia, Simbabwe und Südafrika – fast so groß wie ganz West-Europa – übertragen.; damit war er zum „Wander-Superior“ avanciert, dessen theoretischen Sitz in Vrede er praktisch kaum nutzen konnte. Unter diesen Gegebenheiten war es fast zu erwarten: Im Febr. 2006 warf ein Schlaganfall P. Kuckertz aus seinem hoffnungsvollen Gleis; er musste ab da wesentlich kürzer treten. Sein Gleis übernahm jetzt ein junger Superior aus Südafrika.

Vorstehende Feststellungen mögen der bewahrheitende Hintergrund für die Brief-Aussagen seines Mitbruders P. Richard Jehle vom Febr. 2013 sein: „P. Heinz Kuckertz war von 1967 bis zu seinem Tode am 15.01.2013 als Vollblutmissionar im Dienst am afrikanischen Volk tätig. Sein Arbeitseifer war vorbildlich; nichts war ihm zu schwer. In diesen 46 Jahren bestand sein priesterlicher Dienst in der Seelsorge unter den benachteiligten Menschen Südafrikas bis hin zur Ausbildung und Erziehung von einheimischen Priestern als Höherer Oberer, ja als Ordentlicher Professor. Seine persönliche Anspruchslosigkeit entsprach seinem Einsatz von Früh bis spät. Er arbeitete immer für zwei“.

Den Kern seines seelischen Empfindens als Antrieb seines Handelns mag am treffendsten ein Zitat aus einem Brief aus einem Brief P. Kuckertz´ vom Aug. 2003 wieder geben: „Während Elend und Hungersnot welt weit auf großen Füßen gehen, geben sich ganz kleine Füße wahrlich alle Mühe, wenigstens das kleine Einmal-Eins zu lernen; Beleg dafür: Als eine kleine Schülerin an der Glen-Ash-Schule gefragt wurde, warum sie nicht regelmäßig zum Unterricht komme, antwortete sie verschämt: Pater, ich habe noch eine Schwester, und wir haben nur ein Paar Schuhe; so wechseln wir uns ab. – Belegt so eine Story nicht deutlich genug, um die Millionen, die für „Proteste“ und andere beschämende „Love-Parades“ verschleudert werden, in die Tat der einzig wahren Liebe – der Liebe Christi – umzusetzen?!“

P. Heinz Kuckertz ist auf dem Friedhof der Spiritaner bei der Bischofsstadt Bethlehem bestattet worden. Sein Wille, in Afrika zu sterben und dort beerdigt zu werden, darf wohl als Zeichen für seine wahre Be-Heimatung gedeutet werden. Sein Mitbruder P. Bernhard Wiederkehr, der ihm in den letzten fünf Monaten in Allem beigestanden hat, wird nun sein Werk weiterführen, zunächst mit der Betreuung der „Schwestern des Hl. Paulus“, die in Reitz bei Bethlehem ihren Sitz haben. Möge die Einstellung und Intention von P. Kuckertz künftig seine Mitbrüder mit der gleichen Intensität erfüllen und unsere Gemeinden zur weiteren Unterstützung durch Gebet und Gaben veranlassen!.

 

Zur Erinnerung an Pater Kuckertz ein Dankesbrief,
in dem er die Situation im Süden Afrikas treffend beschreibt

 

Am Freitag, dem 11. Dezember 2009, traf Post aus Südafrika ein. Pater Kuckertz, der über viele Jahre gute Kontakte zu den Braker kfd-Frauen unterhält, bedankte sich für die großherzige Spende anläßlich des Jubiläums 50 Jahre Hl.-Kreuz-Kirche.

Hier der Brief im Wortlaut:

Lieber Herr Ameskamp, liebe Freunde in Brake!
 
Das war wirklich eine Schwergeburt, ein Dankeschön zu Ihnen auf den Weg zu bringen; über die Details dieser Zangengeburt konnte ich inzwischen Frau Günzel, Frau und Herrn Ameskamp und noch andere informieren. Doch nun kann ich es endlich in aller Ruhe tun: das Danke-sagen, wofür ich genau heute, Freitag, vor einer Woche, den Grund erhielt: die Mitteilung von Knechtsteden, dass Sie eine überaus großherzige Spende von 3.313,00 Euro für uns überwiesen haben. Das ist wahrlich vergleichbar mit einem goldenen Apfel am weihnachtlichen Christbaum. Viel Dank Ihnen allen, die zu dieser Spende erst animierten und dann dazu beitrugen - und lassen Sie mich diesen Dank auf Ihren Herrn Pfarrer Kovac "konzentrieren", damit so "ganz Brake" in das Dankesgebet eingeschlossen ist.
 
Gestern, als ich mit Herrn Ameskamp sprechen konnte, ohne dass die Verbindung abbrach, war die Frage, ob ich wohl jetzt in "Johannesburg" sei. Die Richtung ist schon richtig angepeilt, aber von dort muss man erst rund 240 km nach Süden weiterfahren, um zu meinem jetzigen Wirkungsort mit dem Namen "Reitz", in der Provinz "Freistaat", zu gelangen. Nach dem leidigen Schlaganfall von Februar 2006 verschlug es mich hierher; seitdem lebe und wirke ich im Haus des hl. Paulus, dem regionalen Mutterhaus der einheimischen "Schwestern vom hl. Paulus", unter deren Fittichen ich nun bin.
 
Mit den Schwestern feiere ich täglich die hl. Messe, dazu habe ich das schwesterliche "Jungvolk" von Postulantinnen und Novizinnen als meine spezielle Aufgabe. Die Zahl der jungen Schwestern, die aus Südafrika, Lesotho und Nigeria (!) kommen: erst waren es vier, die Zahl wuchs zu sechs; und nun sind allesamt zehn. Zusammen mit diesen jungen Schwestern bemühen wir uns um "Spiritualität" und um "Geschichte der Spiritualität", zwei "Fächer", die uns ständig mit der Frage nach der Nachfolge Christi konfrontiert, wobei es immer wieder zu der sich ständig ändernden Wirklichkeit des Alltags kommt - in Wahrheit eine knifflige Frage, die in die weiten Bereiche von Familie, Gesellschaft, politischer (Un-)Ordnung, und natürlich des schwesterlichen Kommunitätsalltags bringt. So ist meine Zeit mit "Reden", "Rede-Vorbereitung" und Gottesdienste verschiedener Art ausgefüllt. Und in diesen ziemlich umgrenzten Bereich der "Berufsausbildung" fließt Ihre liebe Spende.
 
Nun wäre ein weiterer neuer Bereich zu nennen, der erst einige Monate alt ist, aber der sich auch ausdehnt, den der Seelsorge im allgemeineren Sinn. Lassen Sie mich davon ein andermal erzählen.
 
Für jetzt noch einmal: herzlichen Dank für Ihre Spende, die ich "am Altar" begleichen möchte. Dazu nun ein Segenswunsch zum hochheiligen Weihnachtsfest und ein glückselig Neues Jahr.
 
Ganz herzlich,          Ihr P. H. Kuckertz, CSSp.

 


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